Schema des Mild-Hybrid-Antriebs von Audi – Quelle: Audi
Mild-Hybrid vs. Voll-Hybrid vs. Plugin-Hybrid vs. Range Extender – was ist der Unterschied?
Es gibt mittlerweile in vielen Ländern schon Pläne Verbrennungsmotoren in Autos komplett abzuschaffen. Der starke Trend Richtung Elektro-Autos wird auch dadurch belegt, dass beispielsweise VW mit dem ID.3 seine Konzernstrategie verstärkt dorthin ausrichtet. Bis es allerdings soweit ist, dass alle E-Autos fahren, wird es vermutlich noch zwei Jahrzehnte dauern.
Hybrid-Autos gelten als Brückentechnologie dorthin. Sie haben neben einem klassischen Verbrennungsmotor auch einen Elektroantrieb, der beim Sprit sparen hilft. Ein weiterer Vorteil ist die höhere Reichweite im Vergleich zum Elektro-Auto, weil man unterwegs auf das bestehende Netz an Tankstellen zurückgreifen kann. Hybrid ist aber nicht gleich Hybrid. Man findet oft die Bezeichnungen Mild-Hybrid, Voll-Hybrid, Plugin-Hybrid oder Range Extender. Was der genaue Unterschied ist, wollen wir uns in diesem Beitrag anschauen.
Der Mild-Hybrid
Ein Auto mit Mild-Hybrid-Antrieb hat einen Elektromotor zur Unterstützung des üblichen Verbrennungsmotors eingebaut. Der Diesel oder Benziner ist hauptsächlich für den Antrieb zuständig und der Elektromotor hilft dabei. Bei geringen Geschwindigkeiten und im städtischen Stop- and Go-Verkehr wird der Verbrennungsmotor teilweise überhaupt nicht aktiv. Die kleine Batterie wird ausschließlich über den Verbrennungsmotor geladen.
Was sind die Vorteile eines Mild-Hybrid-Autos?
- Ein wesentlicher Vorteil von Mild-Hybriden sind die günstigeren Anschaffungskosten im Vergleich zu Plugin-Hybriden oder reinen Elektro-Fahrzeugen. Zum Beispiel kostet ein Hyundai Ioniq Hybrid in Österreich ab ca. 28.000,- EUR, während das selbe Modell in der Plugin-Version mit Förderung ab ca. 31.600,- EUR zu Buche schlägt. Damit ist er knapp 13 % teurer.
- Durch die Unterstützung des Elektromotors lassen sich, je nach Nutzungsverhalten und Modell, etwa 1-2 Liter auf 100 km im Vergleich zur reinen Benziner- oder Dieselvariante sparen. Der Schadstoffausstoß ist somit ebenfalls geringer.
- Im alltäglichen Betrieb muss man sich um das Stromtanken keine Sorgen machen, sondern sucht sich wie gewohnt die billigste Tankstelle in der Nähe.
Was sind die Nachteile eines Mild-Hybrid-Autos?
Die Reichweite im reinen Stromantrieb ist auf etwa 3 km stark begrenzt. Das heißt, dass der elektrische Antrieb nur punktuell wie zum Beispiel beim Anfahren und Beschleunigen, aber nicht für die komplette Wegstrecke nutzbar ist.
Voll-Hybrid
Ein Voll-Hybrid-Antrieb hat sowohl einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor. Im Vergleich zum Mild-Hybrid ist die Leistung des Elektromotors stärker und die Batteriekapazität größer. Das Fahrzeug kann so eine Strecke von ca. 40-60 km rein elektrisch fahren. Die Batterie wird bei Bedarf während der Fahrt durch den Verbrennungsmotor geladen. Beispielsweise verfügt der Peugeot 508 Hybrid über einen Benzinmotor mit 132 kw/180 PS und einen Elektromotor mit 80 kW/110 PS. Damit wird der durchschnittliche Benzinverbrauch auf 100 km auf ca. 2,2 l reduziert (Herstellerangabe gemäß WLTP).
Was sind die Vorteile eines Voll-Hybrid?
- Das Auto vereint die Vorteile eines Elektro-Fahrzeugs mit dem eines klassischen Verbrenners. Durch den elektrischen Antrieb lassen sich Treibstoffkosten und Schadstoff-Emissionen spürbar reduzieren. Gleichzeitig sind größere Wegstrecken durch die hohe Verfügbarkeit an Tankstellen kein Problem.
- Wer es gern flotter angeht, hat bei Voll-Hybriden die Möglichkeit beide Antriebsstränge gleichzeitig zu nutzen (Boost-Funktion) und bringt damit eine stattliche Leistung auf den Boden.
Was sind die Nachteile eines Voll-Hybriden?
- Was der Vorteil des Mild-Hybriden ist, ist der Nachteil des Voll-Hybriden: der Preis. Kostentreiber ist in der Regel die Batterie, deren Kapazität größer ist, womit sie folglich teurer ist.
- Da ein Voll-Hybrid beide Motoren mit sich tragen muss, ist er schwerer als ein normales Auto. Der Benzin- und Stromverbrauch steigt also mit dem Gewicht.
- Wer vor allem den Umweltaspekt im Auge hat, wird es als nachteilig empfinden, dass ein klassischer Voll-Hybrid nicht an der Stromdose geladen werden kann. Das bedeutet, dass der Verbrennungsmotor jedenfalls benötigt wird, um die Batterien voll zu bekommen. Das Auto entscheidet sozusagen, wann geladen wird.
Plugin-Hybrid
Ein Plugin-Hybrid wird auch oft mit PHEV abgekürzt, was für „plug-in hybrid electric vehicle“ steht. Damit wird es eigentlich auf den Punkt gebracht: ein hybrid-elektrisches Fahrzeug, das angeschlossen werden kann. An der Steckdose angeschlossen, wird die Batterie für den elektrischen Antrieb direkt geladen. Genau wie ein Voll-Hybrid lassen sich Wegstrecken von 40-60 km rein elektrisch zurücklegen.
Was sind die Vorteile eines Plugin-Hybriden?
- Ein wesentlicher Vorteil des Plugin-Hybriden ist, dass er komplett elektrisch gefahren werden kann. Die durchschnittliche Pendler-Distanz in Deutschland beträgt ca. 17 km und in Österreich sind 94 % der zurückgelegten Wege kürzer als 50 km. Diese Strecken können also fast ausschließlich mit elektrischem Antrieb gefahren werden. Damit braucht das Auto auch nur Strom tanken, was sich in den Betriebskosten und klimafreundlichen CO2-Werten niederschlägt.
- Für Langstrecken steht dann der Verbrennungsmotor zur Verfügung, was den Plugin-Hybriden zum Auto der Wahl für gemischtes Nutzungsverhalten macht.
- Plugin-Hybride werden in Deutschland mit 3.000,- EUR bzw. 750,- EUR in Österreich gefördert (Stand Jänner 2020), womit sich der Anschaffungspreis verringert.
Was sind die Nachteile eines Plugin-Hybriden?
- Für den Plugin-Hybrid gelten die gleichen Nachteile wie für den Voll-Hybrid (Anschaffungspreis, höheres Gewicht, motorbezogene Versicherungssteuer). Der Nachteil des Voll-Hybriden, nicht an der Steckdose laden zu können, fällt hier aber naturgemäß weg.
Range-Extender
Ein Auto mit Range-Extender ist grundsätzlich elektrisch angetrieben. Dem Nachteil der geringen Reichweite soll mit der Möglichkeit begegnet werden, den Strom für den Elektromotor während der Fahrt erzeugen zu können. Dazu wird ein eher leistungsschwacher Verbrennungsmotor als Stromgenerator verbaut. Zum Beispiel verfügt eine Version des BMW i3 über einen Range Extender, womit die Reichweite um ca. 130 bis 160 km erhöht wird. Von der Idee her ist der Range Extender also weniger dazu gedacht, insgesamt weite Strecken damit zurückzulegen, als vielmehr, um problemlos bis zur nächsten Strom-Tankstelle zu kommen.
Was sind die Vorteile eines Range-Extender?
- Die Reichweite kann während der Fahrt erhöht werden.
Was sind die Nachteile eines Range-Extender?
- Die Kosten des Elektro-Autos werden durch den Range-Extenders nochmals erhöht.
- Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs steigt, weil sowohl Batterien, Elektroantrieb, als auch Verbrennungsmotor verbaut werden müssen.
- Gleichzeitig wird der Verbrennungsmotor nicht für direkten Antrieb verwendet. Die Verlustleistung durch das Verbrennen von Benzin zum Generieren von Strom zum Antrieb des Autos ist somit hoch.
- Elektro-Autos mit Range-Extenders werden im Orchester der Hybrid-Fahrzeuge eine verschwindende Rolle spielen. Einerseits übernehmen Plugin-Hybride weitgehend ihre Rolle, andererseits nimmt die Reichweite reiner Elektro-Autos zu. Nicht zuletzt spielen die zusehends schärferen Richtwerte für Abgase eine Rolle. Der Verbrennungsmotor kann aufgrund der Art der Verwendung nie im Idealbereich laufen, womit mehr Schadstoffe produziert werden.
Fazit
Wer den Schritt in Richtung Elektromobilität machen möchte, ohne die Vorteile des klassischen Verbrennungsmotors missen zu wollen, ist mit einem Auto mit Plugin-Hybrid-Antrieb bestens beraten. Es bedient ein gemischtes Nutzungsverhalten am Besten, wo kurze Strecken, wie für das tägliche Pendeln, ausschließlich elektrisch, aber längere Dienst- oder Urlaubsreisen mit Benzin oder Diesel zurückgelegt werden können.
Für einen vollständigen Überblick an aktuell verfügbaren Hybrid-Autos und ihren technischen Details empfiehlt sich ein Besuch auf der Vergleichsseite von elektroauto-news.net.